Spurensuche 02.02.2015
Fragen
"Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen, ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird."
(Jakobus 4,13f)
Was wird es bringen, das neue Jahr 2015? So fragten wir uns wohl alle – und wurden leider schon in seinen ersten Tagen mit so manchen Schreckensnachrichten konfrontiert. Nun liegt der Januar bereits hinter uns - nicht aber die Fragen, die wir uns stellen:
Wie wird es weitergehen, dieses Jahr – für unsere Welt, für mich persönlich? Welche Pläne habe ich? Was kann ich selbst steuern - und was geschieht einfach, ohne mein Zutun? Was habe ich in der Hand, was muss ich hinnehmen? Was wird mir geschenkt? Auch solche Fragen tauchen auf: Was ist mir wichtig? Was gibt mir Halt? Was brauche ich zum Leben?
"Was brauchst du?" fragt auch die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker in ihrem gleichnamigen Gedicht. In ihrem langen Leben hat sie wohl so manche Antwort für sich gefunden, feierte sie doch im Dezember bereits ihren 90. Geburtstag.
Mayröcker verwendet in ihrem Gedicht vertraute Bilder wie "Baum" und "Haus", um die Relativität des Menschenlebens darzustellen: wie groß, wie klein, der Mensch, der aufblickt in die grüne, üppige Baumkrone. Die Zahl der Jahresringe übersteigt die seiner Lebensjahre bei weitem. Eine Eiche beispielsweise kann über 1000 Jahre alt werden, ein Mammutbaum sogar bis zu 4000 Jahren. Das Blätterdach, das Hausdach, das Himmelsdach - es wölbt sich schützend und bergend über den kleinen und doch so großen Menschen.
Wie groß, wie klein bist du! Diese Relativität – sie mag beängstigend, aber auch entlastend sein. Mensch: was brauchst du – wirklich?
was brauchst du
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie groß wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel
Friederike Mayröcker (*1924)
Impuls
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Bild: Uschi Dreiucker @ pixelio.de
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