Spurensuche 11.05.2015
Wonne-Monat
"Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit."
(Psalm 16,11)
"Wonne: hoher Grad der Beglückung, des Vergnügens, der Freude" – so steht es im Duden. Seit alters her ist der Mai als Wonnemonat bekannt. Erstmals tauchen im 8. Jahrhundert in schriftlicher Form deutsche Monatsnamen auf. Karl der Große führte den Namen Wonnemond (altdeutsch: Wunnimanoth) ein, das bedeutet wahrscheinlich „Weidemonat“ (von gotisch winja = Weide). Im Mai darf das Vieh aus dem Stall, zurück ins Grüne, auf die saftigen Wiesen. Vielleicht aber steckt hinter dem „Wunnimanoth“ auch eine weniger pragmatische Bedeutung: Überliefert ist nämlich auch das germanische Wort "winjo" für "lieben" oder "zufrieden sein". Der Mai ist auch Liebesmonat.
Das Wort "Mai" kommt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf den Frühlingsgott Jupiter Maius. Hinter dieser römischen Gottheit steckt aber eine vorrömische Frühlingsgöttin namens Maya – die Göttin der Magie. Sie ist die Zauberin, die uns in ihrem Monat end-gültig aus der Winterstarre erlöst, uns auf-erstehen lässt und empfänglich macht für die Wonne des Lebens. Kein Wunder, dass der Wonnemonat Mai seit jeher auch ein beliebtes Thema der Dichter darstellt – so auch in den folgenden Zeilen, verfasst von der Lyrikerin Rose Ausländer:
Mai
Mit Maiglöckchen
läutet das junge Jahr
seinen Duft
Der Flieder erwacht
aus Liebe zur Sonne
Bäume erfinden wieder ihr Laub
und führen Gespräche
Wolken umarmen die Erde
mit silbernem Wasser
da wächst alles besser
Schön ists im Heu zu träumen
dem Glück der Vögel zu lauschen
Es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder
Ja es ist Zeit
sich zu öffnen
allen ein Freund zu sein
das Leben zu rühmen.
Rose Ausländer (1901-1988)
Impuls
-
Das Leben ist nicht eitel Wonne. Versuchen Sie dennoch – vielleicht auch inspiriert von der wunderbaren Natur im Mai – den Blick immer wieder ganz bewusst auf das Schöne zu richten und sich daran zu freuen.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Elisabeth Prügger-Schnizer
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Wolfgang Discherl @ pixelio.de
Mit Spurenleger Kontakt aufnehmen
Vergangene Spuren lesen oder als PDF-Datei herunterladen
Abonnement „Spurensuche" kündigen