Spurensuche 06.07.2015
Frieden im Krieg
"Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen."
(Jesaja 57,19)
Die Geschichte ging vor einiger Zeit durch viele Medien und irgendwie hat sie mich sehr berührt. Es ist eine Geschichte vom Krieg – dem schrecklichsten den die Menschheit bis dahin je erlebt hatte. Und vom kurzen Triumph der Menschlichkeit und des Friedens inmitten unvorstellbarer Grausamkeit. Zugetragen hat es sich 1914, am Heiligabend. Seit Tagen und Wochen lagen sich auf den Feldern in der Nähe der belgischen Stadt Ypern englische und deutsche Soldaten in Schützengräben gegenüber. Manchmal nur 25 Meter voneinander entfernt.
Plötzlich aber war alles totenstill. Von den deutschen Linien her klang Musik über das Schlachtfeld: "Stille Nacht, Heilige Nacht". Die Briten antworteten mit zwei bewegenden Weihnachtsliedern. Daraufhin sangen wieder die Deutschen. Die Soldaten von beiden Seiten kauerten in den Schützengräben, denn der Wind blies mit eisiger Kälte. Eine deutsche Stimme rief: "Komm Tommy, steh auf!" Keiner wagte es. Überall lauerten Scharfschützen. Kein weihnachtlicher Waffenstillstand war vereinbart worden. Plötzlich aber entdeckten die britischen Soldaten die Umrisse eines Deutschen vor dem grauen Winterhimmel. Er näherte sich und sang "Stille Nacht". Vorsichtig und zunächst misstrauisch krochen die Soldaten beider Seiten aus ihren Gräben. Und plötzlich wurde gelacht und gescherzt. Englische Soldaten alberten mit der Pickelhaube von Deutschen herum. Fotos wurden geschossen und in vielen der schnauzbärtigen Gesichter sah man ein Lächeln der Erleichterung. Ein junger Deutscher, der in Amerika studiert hatte, übersetzte. Der spontane Waffenstillstand weitete sich auf ungefähr zwei Meilen entlang der Front aus. Eine unwirkliche Atmosphäre hing über den windigen Feldern. Und ja, auch ein Fußballspiel fand statt. Zuerst mit einer Dose und dann sogar mit einem Ball; mit Jacken und Schals als Pfosten. Sogar das Ergebnis ist festgehalten worden. Die Deutschen gewannen mit 3 zu 2. Anschließend wurden die Toten beider Seiten beerdigt, wobei Priester beider Länder beim Begräbnis dabei waren. In einzelnen Abschnitten der Front dauerte dieser Waffenstillstand bis zum neuen Jahr.
Nur die Oberkommandos beider Seiten waren entsetzt, denn der Krieg stützte sich auf den Glauben, dass die jeweils anderen teuflische Ungeheuer waren. Wenn der einfache Soldat daran zu zweifeln begann, würde er unweigerlich den Willen zum Kämpfen und Töten verlieren. Deshalb wurde von den Kommandierenden jegliche weitere Verbrüderung untersagt und mit strengen Strafen bedroht.
Feindbilder lassen sich offensichtlich nur dann wirksam aufrechterhalten, wenn wir auf Distanz bleiben. Je mehr wir uns auf unsere Mitmenschen einlassen, damit beginnen, die Dinge auch einmal mit ihren Augen zu sehen und ihre Gedanken nachzuvollziehen, umso weniger sind wir bereit, ihnen Gewalt anzutun. Denn je mehr ich das tue – die Welt mit den Augen der anderen sehen - und je mehr ich mich auf den Anderen einlasse, umso mehr sehe ich die Welt und meine Mitmenschen mit den Augen Gottes: Als meine Schwester, meinen Bruder. Jesus hat das getan: Seine Mitmenschen mit den Augen Gottes angesehen. Darum sagt die Bibel auch von ihm: Christus ist unser Friede (Epheser 2,14)
Impulse
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Wo in meinem persönlichen Umfeld herrscht Unfrieden und was könnte ich ganz persönlich dazu beitragen, diesen Zustand zu beenden?
- Singen Sie die Melodie von 'Verleih und Frieden gnädiglich' und lassen sie sich von ihr als ‚Ohrwurm‘ durch die Woche begleiten.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Freeimages.com
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