Spurensuche 12.10.2015
Heil
"Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir grauen?"
(Psalm 27,1)
Heil – was ist das nur für ein schillernder Begriff. Und wie besudelt er in unserer deutschen Sprache nur geworden ist – besudelt durch den Missbrauch der Nationalsozialisten und ihrer quasireligiösen Weltanschauung. Dabei geht es beim Begriff Heil doch eigentlich um etwas, das ganz elementar zu unserem christlichen Weltverständnis dazu gehört: Nämlich darum, dass wir uns oft so ganz anders erleben. So gar nicht Heil und im Einklang mit uns selbst, sondern viel eher hin- und hergerissen, in ständiger Unruhe und auf der Suche - auf der Suche nach dem, was uns endlich zur Ruhe kommen lässt – uns Heil macht.
Eindrücklich klar wurde mir das in einem Gespräch mit einem jungen Mann. Ich war damals Sozialarbeiter in einem AIDS Projekt in Los Angeles. Wirksame Medikamente gegen die Erkrankung gab es damals noch keine und so trieben sich auch allerhand Scharlatane und selbsternannte Heiler in der Szene herum. So einem – dachte ich zunächst - war der junge Mann wohl aufgesessen, der da zu mir in die Beratung gekommen war und mir berichtete, er sei geheilt.
Bis er mir dann erklärte, was er damit meinte: "Ich rede nicht von meinem Körper, sagte er mir, der ist ein Wrack, schau mich doch nur an. Ich rede von meiner Seele. Bevor ich diese Krankheit hatte war ich Anlageberater. Ich sah gut aus und war erfolgreich. Ich konnte jeden ins Bett kriegen, den ich wollte und meine Kunden habe ich oft genug übervorteilt. Aber wirklich zufrieden oder gar glücklich war ich dabei nie.
Jetzt habe ich diese Krankheit und eigentlich bin ich fast dankbar, dass ich sie habe, denn sie hat mir noch Zeit gelassen um mein Leben zu verändern. Hätte ich einen Unfall gehabt oder wäre sonst irgendwie ganz schnell gestorben, dann hätte ich diese Chance nie bekommen. So aber habe ich darüber nachgedacht wer ich eigentlich wirklich bin und wie ich in der Erinnerung meiner Mitmenschen bewahrt werden möchte. Und ich habe meinen Glauben wiedergefunden, den ich lange verloren hatte. Seitdem bin ich endlich zur Ruhe gekommen. Denn ich habe mich selbst gefunden. Und ich habe Vergebung erfahren für all den Blödsinn, den ich angestellt habe. Was ich noch in Ordnung bringen konnte, das habe ich in Ordnung gebracht. Und alles andere habe ich in Gottes Hände gelegt. Und darum fühle ich mich Heil – auch wenn mir in medizinischer Hinsicht niemand mehr helfen kann."
Wenige Wochen nach diesem Gespräch ist dieser junge Mann gestorben. Aber ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich ihm begegnen durfte, denn das hat auch mein Leben für immer verändert.
Impulse
-
Was gibt ihnen das Gefühl, bei sich selbst angekommen zu sein?
- Und wann haben Sie sich das letzte Mal den Freiraum gegönnt dort auch wirklich anzulangen?
- Lesen sie den Psalm 27 und wenn sie können und mögen – psalmodieren sie ihn.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Dr. Hans Jürgen Steubing
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