Spurensuche 15.02.2016
Die süßeste Versuchung...
Was wird heutzutage nicht alles mit dem Titel Versuchung bezeichnet! Die Schokoladensorte etwa, von der behauptet wird, sie sei die süßeste Versuchung, seit es Schokolade gibt. Und dabei wissen andere doch zu berichten, Schokolade sei keine Versuchung sondern vielmehr Gottes Widergutmachung für die Erschaffung von Broccoli.
Was aber ist denn nun wirklich eine Versuchung? Das vermeintlich allwissende Wikipedia belehrt uns da folgendermaßen: Eine Versuchung ist der Anreiz oder die Verleitung zu einer Handlung, die reizvoll erscheint, jedoch unzweckmäßig ist, einer sozialen Norm widerspricht bzw. verboten ist. Sie kann sich auf alle denkbaren Arten von Tun oder Lassen (Handlungen oder Unterlassen) beziehen. Die begangene Handlung kann anschließend Reue und Schuldgefühle auslösen. ... Im Christentum ist Versuchung der Anreiz, eine Sünde zu begehen. Als Kern aller Versuchungen gilt das Beiseiteschieben der Gebote Gottes ... .
Der Zweifel – das das Beiseiteschieben der Gebote Gottes ist also der Kernpunkt und schon in sich etwas Schuldhaftes? Stimmt das denn so? Und ist derjenige, der immer wieder zweifelt allein schon deshalb ein schlechter Mensch? Eine mögliche Antwort auf diese eher abstrakte Frage bietet die folgende Erzählung:
Eines Tages kam einmal ein großer Schriftgelehrter zu einem frommen Bischof, mit dem er sprechen wollte, denn er habe eine entsetzliche Schuld zu beichten. Der Bischof sagte: kein Mensch könne so viel sündigen, dass Gott, der Barmherzige, ihm nicht verzeihen wollte. Der Schriftgelehrte sagte daraufhin, er halte sich selbst für einen schlechten und von Gott ungeliebten Menschen, denn er habe solch große Glaubenszweifel. Da erwiderte der fromme Bischof: »Nun, wenn Euch ein König in einem Krieg, den er führt, diejenige Grenzbefestigung anvertrauen würde, die am nächsten an den Linien des Feindes liegt, mir aber würde er eine andere anvertrauen, die mitten im Lande und in weiter Ferne von den Kriegsschauplätzen läge: wem von uns beiden würde der König nach dem Ende des Krieges am meisten zu danken haben? Euch, wenn Ihr ihm geholfen hättet, die bedrohte Grenze zu verteidigen, oder mir, der ich ihm ein ungefährdetes Schloss erhalten hätte?« »Bei Gott! antwortete der Schriftgelehrte, mir doch wohl!.« »Nun, mein Lieber, sagte daraufhin der Bischof, mein Herz gleicht dem ungefährdeten Schloss, das mitten im Lande liegt; mich beunruhigt keine Versuchung und kein Zweifel. Aber ich kann dir versichern, wenn mich Christus einmal am Jüngsten Tag zu seiner Rechten stellen wird, so wirst du ganz gewiss einen erhöhten Ehrenplatz – ganz in seiner Nähe erhalten. Denn du hast dich – obwohl da immer wieder Zweifel waren – nie wirklich von ihm abgewandt, hast mit Dir und deinem Glauben gerungen und Dich immer wieder bewähren müssen. Ich aber hatte ein ruhiges und friedvolles Leben« So ging der Schriftgelehrte getröstet davon!
Impulse
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Der liturgische Jahreskalender benennt Luthers 'Ein feste Burg ist unser Gott' (EG 362) als Wochenlied der vor uns liegenden Woche. Lassens sie sich doch von seiner Melodie durch alle Anfechtungen und Versuchungen hindurchbegleiten, die in dieser Woche vor ihnen liegen.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: freeimages.com
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