Spurensuche 01.08.2016
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
Paul Gerhard 1653
Sommerzeit – Ferienzeit: Entspannung, Erholung … Kostbar sind diese Sommertage mit ihrer Lichtfülle und Wärme. Wir "tanken Sonne" für die dunklen und kalten Tage, an die wir jetzt noch nicht denken wollen, die sich aber in den bereits länger werdenden Nächten unmerklich fast ankündigen. Jetzt sind Zeit und Stunde, hinauszugehen und den Blick schweifen zu lassen in die natürliche Vielfalt unserer Welt, zumal dort, wo der Mensch sie noch nicht völlig unter seine Kontrolle gebracht hat.
Mein Herz – im Lied die Anrede an eine geliebte Person. Das könnte ich sein. In sieben langen Strophen stellt mir der Dichter die Schönheit der Welt vor Augen, Wälder und Felder, Vögel und allerlei Tiere. Die Bilder haben ihre eigene Melodie, die ganze Schöpfung singt das Lob Gottes.
Ab der Mitte des Gedichts (Strophen 8-15) spricht der Dichter selbst, sein lyrisches Ich. Die Schönheit und Pracht der Welt erschließt in ihm die Sehnsucht nach der wahren und bleibenden Schönheit, die er in Gott zu finden hofft. Doch noch lebt er in dieser Welt und trägt „dieses Leibes Joch“ (Strophe 12). Aber es spricht kein Lebensverdruss aus diesen Zeilen. Der Dichter bittet vielmehr um die Gnade, dass er selbst mit seinem Leben gute Früchte hervorbringt. Denn so weiß er sich im Einklang mit Gott und seiner Schöpfung. Das ist keine naive Weltflucht. Kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges lebt auch Paul Gerhardt in einer zerrütteten Welt. Es ist seine Antwort aus dem Glauben. Wie sieht meine aus?
Impulse
- Nehmen Sie sich Zeit für das Lied. Es ist verschiedentlich abgedruckt, z. B. im Evangelischen Gesangbuch als Nr. 503, aber auch im Internet zugänglich z. B. Verknüpfung1 oder Verknüpfung2
- Spüren Sie den biblischen Bezügen nach, an denen dieses Lied so reich ist: etwa Psalm 104 oder Genesis 1 oder Jesu Weinstockgleichnissen …
- Gehen Sie hinaus (allein oder mit einem lieben Menschen) und lassen Sie sich überraschen von all dem, was sie sehen, hören, riechen, schmecken ...
- Singen Sie!
- Aber vergessen Sie die Stille nicht. Lassen Sie Ihren inneren Bildern Raum. Sie verknüpfen die Vergangenheit mit dem Gegenwärtigen und zeichnen die Umrisse des Kommenden. Per visibilia ad invisibilia, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren: in diesem Leitgedanken der christlichen Mystik steckt eine tiefe Wahrheit, die sich immer wieder zu entdecken lohnt.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Hans-Jörg Fritz-Knötzele
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