Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. (Rilke)

 
"...ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt."


(Johannesevangelium 15,16)

 
Herbstzeit – die kürzer werdenden Tage verleiten mitunter zu einem melancholischen Blick auf den vergangenen Sommer. Aber der Herbst ist viel mehr als nur die Zwischenzeit bis zum Winteranfang. Früheren Generationen war dies weit eher bewusst: Was sie im Winter zu essen hatten, die beruhigende oder oft genug arg karge Menge ihrer Vorräte, all das hatten sie im Herbst eingebracht. Sie hatten allen Grund, für die Ernte des Jahres Dank zu sagen, auf deren Qualität und Quantität sie wenig Einfluss hatten. Ob eine Ernte gut oder schlecht war, merken wir heute allenfalls an kleineren Schwankungen der Lebensmittelpreise, ein wirklicher Mangel tritt nicht ein. Müssen wir das Danken neu begreifen, das heißt, einen neuen Blick gewinnen für das scheinbar so Selbstverständliche? Und gilt das nicht erst recht für die immateriellen Elemente unseres Lebens – Liebe, Beziehungen, Gesundheit …? Auch das Danken ist Frucht eines bewussten Lebens. Eine solche Frucht bleibt.

Eine Herbstimpression: Rainer Maria Rilke, Herbsttag (1912)

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein,
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
und wachen, lesen, lange Briefe schreiben,
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Impulse

• Wofür möchte, kann, müsste ich eigentlich danken? Und zwar jetzt (Herr: es ist Zeit ...).
• Welchem Menschen möchte ich eine Frucht meines Dankes schenken?
• Machen Sie Gott zum Adressaten Ihres Dankes – auch wenn Ihr Dank mit den Worten "Trotz allem" beginnen sollte.

Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock

 

Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger

Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
 Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter und Dr. Hans Jürgen Steubing

Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt

Bild: Joujou @ pixelio.de

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