Spurensuche 08.05.2017
"Du sollst nicht töten." (2. Buch Mose 20,13)
"Wir haben kein Recht, einem Menschen zuzufügen, was Gott ihm nicht zufügt, die endgültige Verweigerung eines neuen Lebens." (F. Steffenski)
Von klein auf habe ich gelernt, dass ich als Person keine andere Person töten und ihr Gewalt antun darf. Was im Privaten selbstverständlich und allgemein anerkannt ist, gilt leider nicht für das Staatswesen. Namhafte Christen haben hierfür Vorlagen geliefert, indem sie zwischen privatem Totschlag und staatlichem Morden unterschieden haben und in fataler Weise Gott und die Obrigkeit gleichgesetzt haben. So z.B. auch Luther, wenn er schreibt: „In diesem (fünften) Gebot ist Gott und die Obrigkeit nicht mit eingegriffen noch wird ihnen die Macht genommen, die sie zum Töten haben.“ Erst die Schrecken über das faschistische Terrorregime der Nationalsozialisten, das am 8. Mai vor 72 Jahren beendet wurde, und die Reflexion darüber, haben dazu beigetragen, zwischen Gott und der Obrigkeit eine klare Trennung zu ziehen und das Tötungsrecht des Staates anzuzweifeln und zu problematisieren. Dennoch hat sich die Haltung des Gewaltverzichts auch unter Christinnen und Christen nicht grundlegend durchgesetzt, werden gewaltfreie Konfliktlösungen nicht genügend gefördert und umgesetzt. Nur in einem Punkt wurde das Tötungsverbot für den Staat ernst genommen, nämlich in der Abschaffung der Todesstrafe. Gott sei Dank machen sich aktuell viele dafür stark, dass wir hinter diese Errungenschaft nicht zurückgehen und in unserem Land die Durchführung eines Referendums zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei nicht zulassen.
Warum eigentlich fällt es vielen Christinnen und Christen schwer, das fünfte Gebot konsequent für alle Bereiche des Staatshandelns zu denken? Vielleicht warten wir zu lange bis Konfliktsituationen eskalieren und uns das Vertrauen in gewaltfreie Konfliktlösungen abhanden kommt. Warum nicht schon in den Anfängen einschreiten, wenn sichtbar wird, dass Menschen am Leben gehindert werden? Frieden braucht Gerechtigkeit. Das fünfte Gebot heißt doch auch, so Martin Luther: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und beistehen in allen Nöten.“
Impulse
- Die EKHN-Synode hat eine Resolution gegen die Durchführung eines Referendums zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei beschlossen. Verknüpfung
- Rachegedanken – kenne ich das von mir? In welchen Situationen?
- Was kann ich in meinem Bereich für den Frieden tun?
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Ulrike Hofmann
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Ulrike Hofmann
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