Adventsspur 19.12.2023
Vernarbt
"Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen."
(Lukas 2,12)
"Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben."
(Johannes 20, 24-25)
Woran erkennen wir Jesus, den Sohn Gottes, den König der Welt? Er ist ein Kind in Windeln. Er ist ein Mann mit Folterspuren. Ja, auch dem Auferstandenen haften weiterhin die Spuren von Gewalt an, keine offenen Wunden mehr, aber die Narben bleiben.
Das hat Jesus mit uns Menschen gemein. Kaum jemand von uns ist ohne Narben – körperliche oder seelische. Eine Narbe – das bedeutet, eine Wunde ist verheilt. Eine Narbe – das bedeutet eine Verletzung, vielleicht auch ein Trauma, das im Gedächtnis von Körper und Seele aufbewahrt ist. Eine Narbe – das bedeutet, ich habe mich hinausgewagt und bin verletzt worden. Eine Narbe ist auch eine Spur des gelebten Lebens.
Jesus zeigt seine Narben. Besonders beeindrucken mich Fotoprojekte, bei denen Menschen sich trauen, ihre Narben zu zeigen. Besonders von Brustkrebs betroffene Frauen zeigen sich in einigen Fotoprojekten. Nein, dem haftet nichts Voyeuristisches an. Es ist oft auch ein mutiges Zeigen von Schönheit in der Verletzung.
Aber die Narben können auch schmerzen, auf Vergänglichkeit und Tod hinweisen. Das kann ich nicht wegdiskutieren. Wir können uns schämen für Narben. Ganz besonders vorsichtig bin ich, wenn ich Menschen sehe, deren Narben von Selbstverletzung herrühren. Ich will ihnen nicht zu nahetreten. Überhaupt sind Narben auch etwas sehr Intimes und Persönliches.
Wir können auch stolz sein auf unsere Narben: Ich habe gekämpft. Ich habe überlebt. Aber auch: Ich habe anderen Wunden und Narben zugefügt. Ich bin schuldig geworden. Oder ich konnte nicht anders.
Impulse
- Wenn die Erinnerung an Narben wehtut, dann tut es gut, mit einem Menschen zu sprechen, zum Beispiel mit der Telefonseelsorge: Verknüpfung
- Welche Narben trage ich? Zeige ich sie? Verstecke ich sie? Welche Gefühle verbinde ich damit?
- Eines von mehreren Fotoprojekten von Frauen mit Brustkrebs: Verknüpfung
- Eine Podcast-Serie über Narben: Verknüpfung
- Ein Fotoprojekt, in dem Straßenkinder ihre Narben zeigen: Verknüpfung
- Und eine Fotoserie „Vernarbt“: Verknüpfung
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Gabriela Hund
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Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Dagmar Böhmer, Maren Dettmers, Agnes Dörr-Roet, Ulrike Dürr, Eva Engler-Kniep, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Gabriela Hund, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler und Dr. Hans-Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) An der Stadtkirche 1, 64283 Darmstadt
Bild: João Mateus @ pixabay.com
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