Spurensuche 15.04.2019
Das Haustier Gottes war wieder im Einsatz
Gestern, am Palmsonntag, hatte er wieder einen Auftritt. Lukas berichtet im Kapitel 19 Verse 28 ff, Jesus habe seine Jünger losgeschickt, denn er brauche einen Esel für seinen Einzug in Jerusalem. Schon wieder ein Esel in einer Nebenrolle. Wie damals schon, in der Krippe. Dabeisein und doch keine Rolle spielen, genannt werden und trotzdem unwichtig bleiben, so geht es Eseln eben meistens. Der Esel ist der Proletarier unter den Tieren. Er wird von manchen für dumm gehalten, taugt vielleicht zum Arbeiten, nicht aber um mit ihm Staat zu machen.
Wobei, wer genauer hinschaut, der kann noch viele 'Eselsspuren' in Jesu Leben finden. Neben der Weihnachtskrippe ist da etwa die Geschichte vom Barmherzigen Samariter, die Jesus erzählt: Samariter und Esel sind darin ein diakonisches Tandem par excellence. Sie helfen unsentimental und sachlich, aber sehr effektiv. Ohne den Esel als 'Sanitätsfahrzeug seiner Zeit' hätte der Samariter keine Chance gehabt, den schwer verletzten Mann in die nächste Herberge zu schaffen. In den großen mittelalterlichen Prozessionen am Palmsonntag wurde der Esel in der Regel als geschnitztes Kunstwerk mitgeführt, den segnenden Christus auf seinem Rücken tragend. So geehrt, konnte er die Feiernden ermuntern und begeistern, ihr "Hosanna dem Sohne Davids" zu singen.
Der Esel passt zu Jesus und seiner Botschaft. Denn nur durch den Esel wird das erfüllt, was der Prophet Sacharja einst weissagte: "Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, dem Fohlen, dem Jungen einer Eselin" (Sach 9,9f.). Mit Pferden gewinnt man Kriege, der Esel ist demgegenüber das Symbol der Ohnmacht und des Pazifismus. Denn für den Krieg taugt er absolut nicht. Stellen Sie sich vor, er würde mitten in der Schlacht zu bocken anfangen: "Sabotage höchsten Grades!“ Und wegen seines Eigensinns taugt auch nicht für die verlässliche Inszenierung eines würdevollen Auftritts.
Noch eine letzte Eselsspur lässt sich historisch im Zusammenhang mit Jesus nachweisen: Die erste uns erhaltene Jesusdarstellung aus der Antike ist eine Spottkarikatur! Sie zeigt den Gekreuzigten mit einem Eselskopf. Für einen gekreuzigten Messias hatten die Allermeisten nur Spott und Hohn übrig. Dieser Jesus Christus entsprach so gar nicht ihren Erwartungen einer religiösen Lichtgestalt, die von Erdenstaub, Schmutz und Schuld gänzlich unberührt ist. Sie wollten einen erhabenen Gott, keinen heruntergekommenen. Der Esel als Reittier ist somit weder Zufall noch Versehen, er ist ein Statement und darin nichts weniger als die Infragestellung aller Werte, die wir sonst für unumstößlich gültig und bedeutsam halten. Damit aber ist er ist zugleich ein Hinweis auf das, was an Karfreitag geschehen wird: Auf Jesu Kreuzigung und Tod.
Impulse
- Hatten Sie schon einmal den Impuls, sich selbst als Esel zu bezeichnen?
- Falls ja, wie ging es ihnen damit?
- Und lagen Sie mit dieser Einschätzung im Nachhinein richtig?
- Wenn sie sich selbst einem Reittier zuordnen müssten, sind sie dann eher ein Schlachtross, ein Dromedar, ein Elefant oder ein Esel?
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: freeimages.com
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