Adventsspur 22.12.2020
Der Fall der Fälle
"Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen."
(Matthäusevangelium 4,10)
Wenn wir hören oder lesen, wie die drei Sterndeuter aus dem Osten sich in Betlehem vor dem Kind niederwarfen und ihm huldigten, mag uns diese Demutsgeste fremd anmuten. Aber in der Antike (und nicht nur damals!) war ein solches Verhalten üblich. Die Mächtigen verlangten es von ihren Untertanen. Begegnung vollzog sich im Rahmen erzwungener Unterwerfung und rücksichtsloser, oft menschenverachtender Demütigung. Das kann auch heute geschehen. Im Internet kursieren Videos, wie der aktuelle thailändische König von seinen Untergebenen, die ihm auf Knien kriechend nahen, um einen Gunsterweis gebeten wird. Offensichtlich verschafft es gewissen Menschen Befriedigung, andere zu erniedrigen.
Wenn sich Menschen vor Gott niederwerfen, meint das etwas ganz anderes. Gott will nicht, dass die Menschen vor ihm auf dem Boden liegen und Staub fressen. Ganz im Gegenteil. Das von ihm zugesagte Leben meint: aufstehen, sich aufrichten. Das ist das österliche Geheimnis, das im Verhalten der Hirten und Sterndeuter bereits anklingt. Durch die Begegnung mit dem Kind werden sie verändert. Ihm zu huldigen ist eine Absage an die ungerechtfertigten Machtansprüche von Menschen. Wenn sie auf den Knien liegen, kommen sie dem Kind nahe, und schauen den neugeborenen, schutzbedürftigen, auf Hilfe angewiesenen Menschen, und gleichzeitig geben sie Gott die Ehre. Das richtet sie auf. Sie haben Teil am Wunder des Lebens Gottes und der Menschen.
Niedergeworfen, niedergedrückt, niedergeschlagen – wir beziehen diese Eigenschaften auf Stimmungen und Verhaltensweisen. Eigentlich sind es Ausdrücke aus der Sphäre von Kampf und Gewalt. Sie spiegeln die inneren Spannungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Gerade jetzt, unmittelbar vor Weihnachten, am Ende eines Jahres, das für viele Menschen einschneidende, bestürzende, schmerzliche und leidvolle Erfahrungen gebracht hat. Das mag sich an Weihnachten noch einmal zuspitzen. Aber ihnen allen, uns allen, gilt die Verheißung Jesu: Wenn das alles geschieht, richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn eure Erlösung ist nahe. Die drei Weisen beugen sich nicht aus Angst und Resignation, sondern voller Freude und Vertrauen.
Impulse
- Was sind Ihre Empfindungen in diesen letzten Tagen vor Weihnachten? Kann für Sie gerade jetzt das Kind in der Krippe ein Hoffnungszeichen sein?
- Haben Sie erlebt, wie Ihnen jemand in auswegloser Situation unter die Arme gegriffen hat? Konnten Sie das selbst für jemanden tun?
- Kennen Sie den Ausdruck: Das war für mich wie Weihnachten und Ostern zusammen? Gibt es Momente, auf die dieser Satz zutrifft?
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Maren Dettmers, Agnes Dörr-Roet, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Stefanie Sehr, Dr. Hans-Jürgen Steubing, Lena Ullges
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Die Anbetung der Heiligen drei Könige. Mosaik in St. Maria in Trastevere, Rom (um 1250). Quelle: Wikipedia. Foto: Nina Aldin Thune.
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