Spurensuche 05.04.2021
Narben aus Gold
"Dann sagte er zu Thomas: Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite..."
(Johannes-Evangelium 20,27 )
Ich war fasziniert und berührt zugleich, als mir neulich jemand von Kintsugi erzählt hat, einer traditionellen japanischen Methode, Keramik zu reparieren. Geht eine wertvolle Schale zu Bruch, wird sie sehr kunstvoll wieder zusammengefügt. Das Besondere dabei ist, dass Kintsugi nicht versucht, die augenscheinlichen Makel der Reparatur zu verbergen – ganz im Gegenteil: Die Bruchstellen werden nicht nur mit einem besonderen Kitt und Lack geflickt, sondern auch mit Goldstaub. So wirken gerade die Brüche besonders kostbar und verleihen dem wiederhergestellten Gefäß eine ganz neue Schönheit und Einzigartigkeit.
Auch wir Menschen sind zerbrechliche Gefäße. Niemand ist unverwundbar. Sprünge, Risse, Brüche, Scherben – sie gehören unvermeidbar zu unserem Leben. Welch tröstliche Vorstellung, dass gerade sie uns irgendwann, im Laufe der Zeit, eine einmalige und unverwechselbare Schönheit verleihen.
Kintsugi, übersetzt Goldreparatur, hat für mich sehr viel mit Ostern zu tun. Sind es nicht gerade seine Wundmale – griechisch Traumata – an denen die Jünger den Auferstandenen erkennen? So heißt es in Joh 20,20: „Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.“
Nur zu gut kann ich verstehen, dass Thomas die Wundmale des Auferstandenen anfassen will; sie berühren, spüren und sich überzeugen möchte, dass sie Jesus keine Schmerzen mehr bereiten; dass sie geheilt sind.
Nicht verschwunden, aber verwandelt: in Narben aus Gold.
Impulse
- Welche Scherben, Wunden und goldene Narben hat Ihnen das Leben schon bereitet? Vergessen Sie nicht: Mitsamt Ihren Brüchen sind Sie einzigartig und wertvoller denn je!
- „Die Wunden rot, jetzt o wie schön…, wie Sonn- und Mondglanz anzusehen...“, heißt es in der dritten Strophe des Osterliedes „Freu dich erlöste Christenheit“. Hier können Sie es mitsingen: Verknüpfung
- Mehr über Kintsugi und auch das Bild einer reparierten Schale finden Sie hier: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Elisabeth Prügger-Schnizer
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Dieter Schütz, Der auferstandene Jesus und Thomas, Notre Dame Paris @ pixelio.de
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