Spurensuche 02.08.2021
Brot des Lebens
"All ander Speis und Trank ist ganz vergebens,
du bist selbst das Brot des Lebens."
(Johann Heermann 1630, Evangelisches Gesangbuch 217)
In seiner satirischen Erzählung „Und Moses sprach zu Goldstein“ nimmt uns Ephraim Kishon mit auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Schauplatz ist ein größeres Zelt, in dem eine Gruppe von Männern seit Stunden mit einer Pokerpartie beschäftigt ist. Ihre Frauen sitzen am Rand, von wo sie ihre eigene Sicht der Dinge in das Gespräch der Männer einbringen. Die Nacht senkt sich auf das Lager der Kinder Israels herab.
Seit Wochen ist Mose auf dem Berg Sinai, man hört nichts von ihm. Die Gruppe gibt sich ihrer Lieblingsbeschäftigung hin: dem Murren und Schimpfen. Wie war es doch so schön in Ägypten, bei Fleisch, Brot und klarem Wasser. So schlimm war es doch gar nicht mit der Unterdrückung durch den Pharao. Und jetzt? Ein lauwarmes Gesöff aus dem Felsen, abends Wachteln, morgens Manna, abends Wachteln, morgens Manna … und so fort. Keine Abwechslung. Und kein Ende in Sicht.
Unzufriedenheit mit der Gegenwart und Verklärung der Vergangenheit sind typische menschliche Verhaltensweisen. Sie sind die Begleiterscheinungen von Freiheit und Selbstverantwortung, die das Volk Israel in der Wüste lernen soll. Das Ergebnis stimmt nicht gerade hoffnungsvoll. Zugegeben: Bis heute tun wir uns schwer damit.
Dem setzt Jesus in der sog. Brotrede im 6. Kapitel des Johannesevangeliums eine Alternative entgegen. Die Menschen sollen nicht allein auf ihre selbstgemachten Leistungen und Sicherheiten vertrauen. Was passiert, wenn das alles wegbricht? Oder anders: Wenn das Leben in Routine erstarrt und langweilig wird? Dann wird das „tägliche Brot“ fade und schal.
Aber es gibt noch ein anderes Brot, das dem Manna gleich in Jesus Christus vom Himmel kommt und sich eben nicht darin erschöpft, physische Nahrung zu sein. Ein Brot also, das den ganzen Menschen nähren will: seine Hoffnungen und Sehnsüchte, seine Fähigkeit, zu lieben und zu verzeihen, sein Vertrauen in sich selbst und seine Mitmenschen, seinen Mut und seine Weitsicht, über den Rand des eigenen Brottellers hinaus. Brot steht eben nicht nur für ein Grundnahrungsmittel. Es ist ein Symbol für die Entfaltung der menschlichen Möglichkeiten. Für Christinnen und Christen heißt das: Entfaltung auf Gott hin.
Impulse
- Das bedeutet zugleich, eine Entscheidung zu treffen: Will ich von diesem Brot essen?
- Kann ich mich ganz bewusst für das Einfache entscheiden und in ihm Vielfalt entdecken?
- Finde ich so zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit?
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Brot und Fisch. Wandmalerei in der Calixtus-Katakombe in Rom (3. Jh.) @ Wikimedia Commons
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