Spurensuche 11.10.2021
Fliegende Blätter
"Der Wind weht, wo er will…"
(Johannes-Evangelium 3,8a)
Seit Jahren zählt es zu meinen Aufgaben, die beiden Schaukästen an unserer Kirche immer wieder neu mit aktuellen Plakaten zu bestücken. Manchmal kam es dabei vor, dass mir plötzlich eine kräftige Brise die Blätter aus der Hand gerissen und davongeweht hat. Auch neulich ist mir das wieder passiert. Einige Male habe ich versucht, sie wieder einzufangen – aber immer war der Wind schneller als ich. Auf einmal erschien mir die Situation wie ein Symbol: Wie oft laufen wir Dingen hinterher, wollen sie festhalten, im Griff haben?
In dem Moment ließ ich innerlich los. „Vielleicht finde ich die verwehten Blätter ja später noch“, dachte ich mir und begann, die Plakate aufzuhängen, die mir der Wind nicht entrissen hatte.
Kurz darauf kam eine Frau um die Ecke. „Einen Teil habe ich erwischt“, sagte sie lachend und drückte mir einige der Blätter in die Hand. Es dauerte nicht lange, da tauchte auch noch ein Mann mit einem kleinen Jungen auf, der freudestrahlend die restlichen Plakate in der Hand trug. Ein nettes Gespräch begann zwischen uns vieren. Dann konnte ich den Schaukasten fertig bestücken - und mit einem warmen Gefühl im Herzen in mein Büro zurückkehren.
Fliegende Blätter. In diesen Wochen führt sie uns auch die Natur vor Augen. Die Bäume verlieren ihr Laub. Auch sie lassen los, beugen sich den Naturgesetzen. Aber der Blätterfall ist nur scheinbar ein Verlust.
„Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“, heißt es beim Propheten Jesaja in Kapitel 43, Vers 19a.
Es geht darum, über das Augenscheinliche hinauszusehen, das Dahinterliegende zu erahnen, den nächsten Frühling.
Sehr schön hat diese Ahnung die Dichterin Hilde Domin ausgedrückt: „Es knospt unter den Blättern. Das nennen sie Herbst.“
Impulse
- Ist es Ihnen auch schon passiert: Sie lassen etwas los – und plötzlich kommt etwas Neues, Schönes, Überraschendes „um die Ecke“?
- In dem Gedicht „Baum im Herbst“ von Hermann Hesse geht es um den Lauf der Natur und der Dinge, um das Gesetz des Lebens; um Loslassen und Vertrauen; um Verlieren und Wiederfinden: Verknüpfung
- „Der Wind weht, wo er will.“ Ein Lied dazu finden Sie hier: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Elisabeth Prügger-Schnizer
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Rebekka D @ pixabay.com
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