Adventsspur 19.12.2021
Er hat unter uns gewohnt
"Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit."
(Johannesevangelium 1,14)
Es gibt Werbeslogans, die graben sich tief ins Gedächtnis ein – wie der des berühmten Möbelhauses aus dem Jahr 2002: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“
„Wohnen“ stand hier für spartanisch eingerichtete vier Wände; „leben“ dagegen für ein gemütliches, geschmackvoll dekoriertes Zuhause als Wohlfühl-Ort.
Vor diesem Hintergrund lese ich nun das Bibelwort „…hat unter uns gewohnt“.
Jesus ist keiner, der sich gemütlich zuhause eingerichtet hätte – ganz im Gegenteil: schon bei seiner Geburt ist er unterwegs – und dreißig Jahre später zieht er mit seinen Jüngern umher, bezeichnet sich selbst sinngemäß als Obdachlosen (Mt 8,20).
Ist das nicht auch ein treffendes Bild für unser Menschsein? Mögen unsere Häuser auch noch so schön eingerichtet sein – im Grunde unseres Herzens sind wir Nomaden, auf der Durchreise, unruhig, suchend.
Wenn der menschgewordene Gott „unter uns wohnt“, heißt das für mich: Er ist mit uns unterwegs - auch und gerade dort, wo wird uns fremd fühlen und ungeborgen.
Er will uns ein Zuhause schenken, das nicht an einen äußeren Ort gebunden ist; eine Heimat, in der es sich nicht nur wohnen, sondern leben lässt.
Diesen Gedanken greift Rainer Maria Rilke in dem Weihnachtsbrief auf, den er am 20. Dezember 1909 an seine Mutter schrieb:
Meine liebe gute Mamá,
Gottes Segen und heilige Freundschaft zum stillen Fest. Ich feiere es mit Dir im Geiste, wie jedes Jahr, und bin recht innig froh, zu denken, daß Du gerade zurecht gereist bist, um den weihevollen Abend in einer freundlichen Umgebung zu verbringen; nicht ohne Fremde zwar und allein, aber in jener stillen und friedfertigen Verfassung, die uns ermöglicht, alles Heimatbedürfnis nach Innen zu verlegen, an eine überaus geschützte Stelle des Herzens, wo den Einsamen, gleichsam als Ersatz für alles, was sie entbehren, deutlicher und klarer als allen anderen Menschen, das warme Bewußtsein ersteht, Gottes innige Heimat durch alle Ferne und Fremde in sich zu tragen.
Impulse
- „Wie oft sind Sie in Ihrem Leben schon umgezogen? Fühlen Sie sich zuhause an dem Ort, wo Sie jetzt sind?
- Weihnachtsdeko in unseren Häusern ist schön und gut. Das eigentliche Fest aber findet in unserem Inneren statt. Angelus Silesius hat das so ausgedrückt:
„Ach, könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden,
Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden.“
Womit möchten Sie Ihr Inneres schmücken und „weihnachts-wohnlich“ machen?
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Elisabeth Prügger-Schnizer
Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Maren Dettmers, Ulrike Hofmann, Elisabeth Prügger-Schnizer, Dr. Christoph Klock, Dr. Hans-Jürgen Steubing, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Heinz Lenhart, Heiko Ruff-Kapraun, Dr. Petra Knötzele, Agnes Dörr-Roet, Ulrike Dürr und Tobias Sattler
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Robert Allmann @ pixabay.com
Mit Spurenleger Kontakt aufnehmen
Vergangene Spuren lesen oder als PDF-Datei herunterladen
DATENSCHUTZ
Für Kirche & Co. sind die Privatsphäre und die Datensicherheit unserer Leserinnen und Leser der Spurensuche ein hohes Gut.
In unserer Datenschutzerklärung erläutern wir unter anderem, welche persönlichen Daten wir im Rahmen der Newsletteranmeldung abfragen und wie diese genutzt werden.
Wenn Sie die Spurensuche weiterhin erhalten möchten, müssen Sie NICHTS tun.
Möchten Sie die Spurensuche jedoch NICHT mehr erhalten, können Sie sich hier austragen. Sie erhalten dann in Zukunft KEINE Spurensuche mehr von uns und Ihre Anmeldedaten werden umgehend gelöscht.