Spurensuche 31.01.2022
Stolpern zur Erinnerung und Mahnung
"Ich will sie retten von allen ihren Abwegen, auf denen sie gesündigt haben, und will sie reinigen, und sie sollen mein Volk sein."
(Hesekiel 37,23)
Auf dem Fußweg zum Einkaufen lagen in den vergangenen Tagen Rosen auf dem Bürgersteig. Einen kurzen Moment wurde ich aus meinen eigenen Alltagsgedanken herausgerissen. Die Rosen zierten die Stolpersteine der Familie Weiss. Sie war eine der wenigen Familien Neu-Isenburgs, die den Holocaust durch Flucht im Jahr 1936 überlebten. Nur wenige Häuser weiter sind die Stolpersteine der Familie Schlamm. Sie wurden 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und im Konzentrationslager Treblinka ermordet. Ein paar Straßenzüge weiter erinnert eine Schwelle an die 250 Frauen und Kinder aus dem Heim des jüdischen Frauenbundes, die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Die Aktion Stolpersteine, von dem Künstler Gunter Demnig 1992 ins Leben gerufen, erinnert mitten im Alltag an das Schicksal jüdischer Frauen, Männer und Kinder. Sie waren Nachbarn, Arbeitskollege, Mitschülerin, Lehrer, Apotheker, Verkäuferin, Vereinsmitglied und vieles andere. Die Sichtbarkeit der Steine ruft die menschliche Katastrophe ins Gedächtnis, die durch die Gesinnung der faschistischen Gewaltherrschaft hervorgerufen wurde. Die Steine sind Erinnerung und Mahnung.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer sagte „Ich bin zurückgekommen, um mit euch zu sprechen, Euch die Hand zu reichen, Euch zu bitten, damit Ihr die Zeitzeugen werdet, die wir nicht mehr lange sein können. Es ist für Euch. Was war, war, das können wir nicht mehr ändern. Es darf nur nicht wieder jemals geschehen. Für Euch. Es ist für Euch, für Eure Kinder, für Eure Nachkommen.“
Ich danke Margot Friedländer und vielen anderen für die großen Gesten der Versöhnung. Sie sind Auftrag für uns alle, nicht zu vergessen, weiter zu erzählen und allen heutigen rassistischen, judenfeindlichen und sonstigen gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeiten entschieden entgegenzutreten. Damit sich so etwas niemals wiederholt.
Impulse
- Schauen Sie nach, beim Einkaufen, Spazierengehen oder auch im Internet, welche Stolpersteine in Ihrer Umgebung vorzufinden sind. Die Geschichten der genannten Personen sind, soweit es möglich war, recherchiert und dokumentiert worden.
- Nehmen Sie sich Zeit zum Gebet für Vergebung, Versöhnung und Einsicht.
- 1942 schrieb Shalom Ben-Chorin das Friedenslied „Freunde dass der Mandelzweig“, hier können Sie es hören: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Ulrike Hofmann
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Ulrike Hofmann
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