Spurensuche 11.04.2022
Versöhnung statt Hass
"Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten."
(Römerbrief 3, 23)
In der Evangelischen Stadtkirche zu Darmstadt hängt seitlich im Chorraum ein kleines Nagelkreuz von Coventry. Es ist ein Zeichen der Versöhnung, dass Menschen vor die Aufgabe stellt, an der Überwindung von Gegensätzen mitzuwirken. Als am 14. November 1940 deutsche Bombengeschwader die Stadt Coventry in England zerstörten, wurde auch deren mittelalterliche Kathedrale dem Erdboden gleich gemacht. Bei den Aufräumungsarbeiten fanden sich in den Trümmern große eiserne Nägel, die seit dem 14. Jahrhundert die schweren Balken des Gewölbes im Kirchenschiff gehalten hatten. Aus drei solcher Nägel wurde ein Kreuz gebildet. Der damalige Domprobst Richard Howard ließ an die Chorwand dahinter die Worte „Father forgive“ („Vater vergib“) schreiben. Er wollte damit ein Zeichen der Versöhnung setzen. Angesichts des großen Leids, das durch den Krieg der Bevölkerung angetan wurde, war dies eine große Herausforderung. Ist es überhaupt zumutbar, dem zu vergeben, der anderen so unendliches Leid zugefügt hat? Doch, sagt der Propst, es muss möglich sein, es ist zumutbar. Das Vertrauen in Christus kann uns darin bestärken. Seine Hingabe bis zum Kreuz schafft Erlösung für alle Menschen. Es geht darum die Spirale der gegenseitigen Verletzungen, der Drohungen und des Hasses zu unterbrechen. Umkehr und Befreiung braucht Vergebung und Versöhnung.
Das Nagelkreuz von Coventry steht als Zeichen für einen Neuanfang in vielen Zentren der Welt, wo sich Menschen die Aufgabe stellen, sich für Versöhnung und Frieden einzusetzen. 1958 wurde in diesem Geist ein Friedensgebet formuliert, dass in der Kathedralen-Ruine freitagmittags um 12 Uhr gebetet wird. Es spricht in diesen Tagen zu uns allen mit hoher Aktualität:
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)
Impulse
- Welche Erfahrungen von Vergebung und Versöhnung kennen Sie?
- Wie leicht oder schwer fällt es Ihnen anderen zu vergeben?
- Wie leicht oder schwer fällt es Ihnen um Vergebung zu bitten?
- Wo in Ihrem Leben steht Vergebung bzw. Versöhnung noch aus?
- Mehr Infos zum Nagelkreuz von Coventry und der daraus entstandenen weltweiten Bewegung finden Sie unter: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Ulrike Hofmann
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: das älteste Nagelkreuz in der Kieler Nikolaikirche (seit 1947) © Concord, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
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