Adventsspur 09.12.2022
Hast du mit Namen mich in Deine Hand (in Dein Erbarmen fest mich) eingeschrieben?
Dies ist Frage eines verunsicherten, verzweifelten Menschen, der ob seiner Erfahrungen in der Welt klagt und sein Verhältnis zu Gott hinterfragt. Er fragt Gott an nach der Stärke der gemeinsamen Verbindung, nach Tragfähigkeit und Gültigkeit ihrer Beziehung.
Dieser Mensch scheint so viel Leid, Belastungen, vielleicht auch Beziehungsabbrüche erlebt zu haben, dass es ihm so scheint, als habe Gott selbst für all dieses nur die Lösung/Erlösung durch den Tod für den Menschen.
In dieser Not und Klage fragt er Gott: „Obwohl ich dich nicht erkenne, obwohl ich keine rechte Vorstellung von Dir habe, obwohl ich nicht so recht weiß, was an Gutem von Dir kommt, wende ich mich mit leeren Händen an Dich.
Kannst Du mich trotzdem sehen, oder bin ich ein Nichts? Bin ich dir mit meinem Elend bekannt oder gehe ich mit meinem Namen, meiner Existenz in deiner Schöpfung unter? Bleibt mir am Ende nur der physische und psychische Tod?“
Der Text von Huub Osterhuis fasst die Gedanken zusammen, die auch uns in manch schweren Zeiten durch den Kopf gehen, wenn wir selbst keine Ideen mehr haben, wie wir uns unsere Not erträglicher machen können.
Dieser Mensch ist aber nicht nur unsicher und verzweifelt, er hat doch auch noch Hoffnung. So schnell will er Gott nicht aus der Verantwortung für sich seine Geschöpfe lassen, da wir die Zusage bekommen haben, Gottes Ebenbilder zu sein und somit ewig aufeinander bezogen sind.
Genauso ist es dem Volk Israel in den schweren Zeiten im Exil gegangen. Auch damals haben die Menschen immer wieder geklagt und gefragt:
„Gott, wo bist Du? Löst Du Deine Versprechen nach Heil für uns alle auch ein?“
Mit den Worten des Propheten Jesaja (dessen Texte wir besonders in der Zeit des Advents hören), die er damals dem Volk Israel einige Male in der Not als Trost und Hoffnung zugesprochen hat, dürfen sich heute auch Jede*r mit dem Namen, den Gott ihr/ihm gegeben hat, trösten lassen und Hoffnung haben.
Der Dichter Rainer Maria Rilke hat uns aber auch ein wunderbares Gedicht hinterlassen, in dem er seine Gewissheit, dass Gott mit uns von Anbeginn unserer Existenz ist, zum Ausdruck bringt:
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Worte, sind:
Von deinen Sinnen hinaus gesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gib mir Gewand.
Hinter den Dingen wachse als Brand,
dass ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.
Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.
Lass dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land,
das sie das Leben nennen.
Du wirst es erkennen
an seinem Ernste.
Gib mir die Hand.
Impulse
- Kann ich darauf vertrauen, dass Gott mich kennt und hält, oder zweifle ich eher daran, ob er es auch mit mir gut meint, ob ich ihm wert bin, dass er mich unterstützt?
- Habe ich einmal in einer Not erfahren, dass ich mich von Gott als einzigartigen Menschen mit Namen angesprochen gefühlt habe?
- Gibt es Menschen, die wissen wer und wie ich bin, und mich in der Not nicht im Stich lassen?
- Jesaja 40,26: Hebt eure Augen in die Höhe und seht: wer hat die Sterne dort oben erschaffen? Er ist es, der sie alle beim Namen ruft…
Jesaja 43,1-7: Fürchte Dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir…
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Agnes Dörr-Roet
Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Maren Dettmers, Agnes Dörr-Roet, Ulrike Dürr, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Lena Giel, Ulrike Hofmann, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler, Stefanie Sehr und Dr. Hans-Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Agnes Dörr-Roet
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