Adventsspur 15.12.2022
Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt.
"Seht, da ist euer Gott! Er selbst kommt und wird euch retten."
(Jesaja 35,4)
Joseph Beuys schrieb dieses berühmte Zitat am 7. November 1979 mit weißer Farbe auf einen schwarzen Karton. Mysterien, also Geheimnisse. Menschen lassen sich ergreifen von einer anderen Welt. Das heißt für sie: Göttliche Geschichten spielen sich im Leben der Menschen ab, in ihrem Alltag. Für Beuys kann das Im Bahnhof geschehen. Dort erleben Menschen die ganze Vielfalt und auch Widersprüchlichkeit des Lebens. Intensive Begegnungen in Abschied und Wiedersehen, Umarmen und Loslassen, Weinen und Lachen. Aber auch die Gleichgültigkeit, manchmal sogar Rücksichtslosigkeit einer gehetzten Menge. Viele sind mit sich und ihrem Handy beschäftigt, kommunikativ unterwegs und vielleicht doch allein.
Und vor allem eins: Warten. Auf einen Zug, auf eine Durchsage, auf einen Menschen. Was zunächst ganz banal klingt, kann tatsächlich einen Zugang zum Inneren des Menschen erschließen. Damit sind wir mitten im Advent. Vor 2500 Jahren hat der Prophet Jesaja dieses Warten als Erwarten gedeutet. Inmitten ihrer oft lebensfeindlichen Umwelt erwarten Menschen Heil und Rettung von ihrem Gott. Und sie fragen immer wieder: Wo bleibt er denn? Wie und woran kann ich ihn erkennen, wenn er kommt? Für den Propheten ist Gottes Ankunft mit machtvollen Zeichen verbunden. Die öde Wüste erblüht zu neuem Leben, Schwäche und Mutlosigkeit verwandeln sich in Kraft und Energie, der Feind wird vernichtet und bestraft.
Ob tatsächlich auch heute noch Hauptbahnhöfe der Beuys‘schen These entsprechen, mag man bezweifeln. Als Symbol der ganz alltäglich erfahrbaren Mysterien behalten sie dennoch ihre Geltung. Denn Gott lässt sich an allen möglichen und unmöglichen Orten begegnen: in den Flüchtlingsunterkünften, den Tafeln, in Kitas und Schulen, in Krankenhäusern und Seniorenheimen, wo immer Menschen füreinander da sind. Eben auch in Hauptbahnhöfen. An Weihnachten werden wir dann vor solch einem unmöglichen Ort stehen: vor einer Futterkrippe in einem armseligen Stall. Und die Engel werden uns sagen: Seht, da ist euer Gott. Er selbst wird kommen und euch retten.
Impulse
- „Wie soll ich dich empfangen?“ fragt Paul Gerhardt 1653 in seinem berühmten Adventslied, als Nr. 11 im Evangelischen Gesangbuch. Lassen Sie sich von den Gedanken des Dichters und der meditativen Vertonung Johann Crügers zu den Mysterien ihres eigenen Lebens führen: Verknüpfung
- Gab oder gibt es für mich solche Warteräume in meinem Leben?
- „Wie würden Sie den Satz von Beuys für sich selbst formulieren: Die Mysterien finden im …………. statt.
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Maren Dettmers, Agnes Dörr-Roet, Ulrike Dürr, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Lena Giel, Ulrike Hofmann, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler, Stefanie Sehr und Dr. Hans-Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Herzi Pinki 2015 @ Wikimedia Commons
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