Adventsspur 04.12.2023
Worauf?
"Ich sehne mich, ja ich vergehe vor Sehnsucht, die Vorhöfe des HERRN zu betreten, wo ich den lebendigen Gott mit frohem Herzen anbeten will."
(Psalm 84,3)
Für manche ist der Advent nur eine Zeit, die es zu überbrücken gilt, bis endlich Weihnachten ist. Aber ist das wirklich so? Ist nicht gerade diese Zeit der Erwartung mit all der Sehnsucht auf Erfüllung gerade das, was Weihnachten erst so kostbar macht? Und ist die Sehnsucht nicht letztlich etwas, das uns ein Leben lang begleitet?
Warum aber spüren wir sie in dieser Jahreszeit so besonders intensiv, die Sehnsucht auf Erfüllung, auf ein erfülltes Leben? Vielleicht weil es draußen eher ungemütlich, dunkel und kalt ist und wir weniger Möglichkeiten haben, vor unserem Sehnen einfach davon zu laufen. Oder aber weil es eben einfach vom Jahreslauf her ‚dran‘ und daher auch akzeptierter ist als sonst, seinen Gefühlen nachzuspüren.
Die Bibel zeichnet die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte nicht enden wollender Sehnsucht, also des Verlangens – angefangen bei Adam und Eva, die nach Erkenntnis verlangten. Mit diesem Sehnen scheint alles Schöne seinen Anfang zu nehmen, jede Liebe, jede große Kunst, aber auch alles Entsetzliche: Verbrechen geschehen aus Sehnsucht – nach einer heilen Welt, nach Besitz, Liebe, Unabhängigkeit und Größe. Wem sich die Dinge erfüllen, der findet Erlösung – für eine Weile. Doch mit der Sehnsucht ist es wie mit erhörten Gebeten, die nächste Bitte ist schon da, die nächste Sehnsucht hat ein neues Ziel, sie findet keine dauerhafte Befriedigung.
Ist es Zufall, dass eine Sehnsucht bleibt, die mit irdischen Dingen einfach nicht gestillt werden kann? Allenfalls betäubt oder zugeschüttet, und dennoch bleibt sie da und wartet nur darauf, bei nächster Gelegenheit von Neuem aufzuflammen.
"Vielleicht ist die Sehnsucht der einzige Zustand, der einen am Leben hält", schrieb einmal der Autor Marc Fischer. "Wer auf nichts mehr wartet, ist verloren." Ein erschütternder Satz – der einen regelrecht erschaudern lässt, wenn man erfährt, dass der Autor bald nachdem er diesem Satz zu Papier gebracht hat, gestorben ist.
"Der Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grund, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Erde seine Sehnsucht stillen kann", schrieb Jean-Paul Sartre einmal. Eigenartig nur, das Sartre, der Existentialist, aus dieser Erkenntnis nicht ein höheres Wesen oder wenigstens einen höheren Bewusstseinszustand abzuleiten vermochte, der allein diese Sehnsucht stillen kann. Warum sonst sollte der Mensch mit dieser Sehnsucht leben müssen? Die Bibel sagt vom Menschen: "Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt…" Wir sind auf Ewigkeit hin geschaffen. Sie ist die Quelle und das Ziel unserer Sehnsucht. Wenn diese Sehnsucht aber in dieser Welt keine Erfüllung findet, dann muss sie woanders zu finden sein.
Wenn der Mensch Gottes Geschöpf ist, wie Christen; Juden und Muslime es glauben, dann findet er nur Erfüllung in der Liebe: In einer Liebe, die seine Vorstellung von diesem Begriff weit übersteigt. Gott ist Liebe heißt es, die Liebe schlechthin, und womöglich kann nur sie diese Leere füllen. Und dennoch gehört die Sehnsucht zu uns als Menschen. Und Sehnsucht heißt auch Wachheit, Dasein in der Schwebe, Bewegung. Der Sehnende will finden, und wenn Gott das Ziel seiner Sehnsucht ist, wird er Gott auch finden.
Wir sind auf dem Weg zu ihm und er will zu uns kommen. Das ist die tiefere Bedeutung des Wortes Advent.
Impulse
- Welche Sehnsuchtsziele brennen in ihrem Herzen?
- Welche habe sie schon hinter sich gelassen?
- Wo kommen Sie zur Ruhe?
Diese Adventsspur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans-Jürgen Steubing
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Das Spurenlegerteam im Advent wünscht Ihnen eine gesegnete Adventszeit
Dagmar Böhmer, Maren Dettmers, Agnes Dörr-Roet, Ulrike Dürr, Eva Engler-Kniep, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Gabriela Hund, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler und Dr. Hans-Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) An der Stadtkirche 1, 64283 Darmstadt
Bild: Dr. Hans-Jürgen Steubing
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