Spurensuche 21.10.2024
Gotteslob als Therapie
"Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja! "
(Psalm 150,6)
An diesem Losungstext vom 14.10. bin ich irgendwie hängengeblieben. Er hat mich begleitet durch eine Woche, in der ich mich eingereiht hatte in die Liste all derer, die sich gerade mit einer Erkältung herumplagen. Loben, wenn man sich so richtig elend fühlt? Wenn die Medien gleichzeitig verkündigen, dass das Pulverfass Naher Osten jeden Moment endgültig hochgehen könnte, dass einflussreiche Männer in den USA von der Errichtung einer High-Tech Diktatur träumen, dass China in der Taiwan-Straße mit dem Feuer spielt, dass Putin mal wieder mit einem Atomschlag droht… Da Gott zu loben, klingt doch irgendwie weltfremd, dachte ich, bis ich über diesen Text von Wilhelm Busch ‚gestolpert‘ bin.
Alternativer Therapieansatz
„Was wissen schon von den Nerven?“ sagte sie ihm, „Sie können das doch gar nicht nachvollziehen, Sie haben ja keine Ahnung! Wissen Sie vielleicht, wie das ist, wenn man nachts einfach nicht mehr schlafen kann? Gut! Dann nehme ich Schlafpillen. Aber allmählich wirken die auch nicht mehr. Manchmal rauche ich eine Zigarette nach der anderen. Das beruhigt ein wenig. Doch auf die Dauer ... Ach, entschuldigen Sie“. Und weg war sie, nur um einige Minuten später wieder aufzutauchen. „Also, wie gesagt, da können Sie gar nicht mitreden. Ich kann das nicht mehr lange aushalten!“ sagte sie erregt.
„Doch! Da kann ich mitreden, sagte er. Lassen Sie mich das einfach mal erzählen. Sie sind fertig, weil Sie zu viel zu tun haben. Bei mir war es umgekehrt. Ich saß Tag für Tag in einer Gefängniszelle - es war im dritten Reich -, und es machte mich halb wahnsinnig, dass gar nichts geschah. Den Wärter habe ich angefleht, er solle mir irgendetwas zu tun geben. Darauf meinte er lachend, ich gehöre doch zu den Leuten, die später ein Buch über ihre Gefängniszeit schreiben. Deshalb wolle er lieber ganz korrekt bleiben. So saß ich und grübelte und dachte nach. Und nichts geschah - kein Verhör, keine Unterbrechung, kein Hoffnungsschimmer. Eines Tages war ich einfach fertig mit den Nerven. Natürlich - ich war auch rein körperlich am Ende. Das Essen war so abscheulich, dass ich kaum ein paar Bissen hinunterwürgen konnte. Und der Mangel an frischer Luft - na kurz: Ich war an dem Punkt, wo man die Zelle zertrümmert und durchdreht.
Und dann fiel mir auf einmal, als hätte es mir einer eingeflüstert, ein Wort aus der Bibel ein: 'Saget Gott Dank allezeit für alles.' Ja, das war wie ein Befehl. Ich kniete nieder und begann, Gott zu danken.“ „Zu danken?! Ja, wofür denn?“, unterbrach ihn die Frau.
„Nun, ich dankte Gott dafür, dass Er mir ein so reiches Leben geschenkt hat. Und dass Er mich auch hier nicht vergessen hat. Und dass ich doch eigentlich recht gesund sei. Und dass ich in der letzten Nacht ein paar Stunden Schlaf gefunden hatte. Und dass ich so eine liebe Frau und nette Kinder habe und, und - es fiel mir eine Menge ein. Vor allem aber dankte ich Ihm, dass Er Seinen Sohn Jesus gegeben hat, dass der wie ein Freund immer an meiner Seite ist, auch wenn es mir mal nicht so gut geht. Als ich fertig war, war eine Stunde herum. Am Nachmittag machte ich es ähnlich: Leise sang ich ein paar Loblieder. Ich stellte mir vor, wie die himmlischen Heerscharen um den Thron des dreieinigen Gottes herumstehen und ihn anbeten. Und dann stellte ich mich im Geist in diese himmlische Schar und lobte mit...“
„Und was geschah dann?«, fragte die Frau. »Dann kam Ordnung in die Sache: Jeden Tag wurden zwei Stunden angesetzt für das Lob Gottes. Und damit kamen Ordnung und Ruhe in alles andere. Ich verlor die Panik. Ich wurde fröhlich. Die Wärter wurden netter. Eines Tages durfte mich meine Frau besuchen. Die meinte, man müsse Angst haben um mich, weil ich sehr schmal geworden sei und das Essen sicher nicht vertrüge. Da habe ich gesagt, um mich brauche man keine Angst zu haben; denn ich hätte endlich Zeit, Gott zu loben. Aber um all die Leute draußen müsse man Angst haben. Denn die rieben sich mit viel unnützem Zeug auf und hätten weder Zeit, Gottes Wort zu hören, noch Ihn anzubeten.“ „Und Ihre Nerven?“ „Na, Sie sehen doch - die sind so gut geworden, dass Sie sogar auf den Gedanken kamen, ich könne bei den Nerven gar nicht mitreden!“ „Seltsam!“, sagte die Frau nachdenklich.
(Gekürzter Text nach einer Erzählung von Wilhelm Busch)
Impulse
- Was strukturiert ihren Tagesablauf?
- Was an dieser Struktur tut ihnen gut? Was vielleicht auch nicht?
- Was möchten Sie vielleicht daran ändern?
- Wie wäre es mit dem Gesang von ein paar Strophen von ‚Großer Gott, wir loben dich‘ ? – aber seien sie vorsichtig, ich bin mal in eine Radarfalle gefahren, weil ich dabei allzu euphorisch aufs Gaspedal getreten habe 😉: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenlegerinnen und Spurenleger.
Dagmar Böhmer, Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Gabriela Hund, Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler, Dr. Hans Jürgen Steubing und Britta Tembe
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
An der Stadtkirche 1, 64283 Darmstadt
Bild: fcl1971 @ freeimages.com
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