Spurensuche 22.05.2023
Über den Wolken
"Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken."
(Apostelgeschichte 1,9)
In einem seiner bekanntesten Lieder sang Reinhard Mey 1974:
Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein,
alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
blieben darunter verborgen, und dann
würde, was uns groß und wichtig erscheint,
plötzlich nichtig und klein.
Was heute für viele populär als Vatertag daherkommt, ist das christliche Fest Christi Himmelfahrt, vierzig Tage nach Ostern und zehn Tage vor Pfingsten. Jesus kehrt zum Vater zurück, seine Jüngerinnen und Jünger sehen ihn nun nicht mehr. Und doch, das ist die Botschaft des Tages, er verlässt sie nicht und bleibt für immer bei ihnen – in seinem Geist, den er an Pfingsten senden wird. Aus einer Gruppe reichlich mutloser und teils sogar zweifelnder Menschen wird eine Gemeinschaft, die nicht mehr ihn, sondern durch ihn ein neues Ziel vor Augen hat. Es entsteht Kirche.
Die Wolke ist kein realer Ort und die Erzählung ist kein Mythos. Die Wolke ist Zeichen der Gegenwart Gottes, so beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, so bei der Taufe und Verklärung Jesu. Sie verschließt nicht den Himmel für die Menschen, sondern öffnet ihn durch die Erhöhung des Auferstandenen. Der Himmel ist nicht mehr die Einbahnstraße Gottes von oben nach unten und die Erde nicht mehr die Sackgasse unserer Träume und Pläne. Himmelfahrt bedeutet nicht das Ende der Geschichte Gottes mit uns, sondern einen neuen Anfang.
Die Freiheit über den Wolken, damit einhergehend die Nichtigkeit dessen, was uns wichtig erscheint, ist eine wertvolle, aber menschliche Sicht. Eine neue Perspektive auf unseren Alltag zu gewinnen kann eine befreiende Erfahrung sein. Gott braucht einen solchen Perspektivwechsel nicht. Für ihn, der uns Menschen grenzenlos liebt, gibt es nichts Unwichtiges oder Belangloses im Leben der Menschen. Gerade das Unwichtige und Geringe hat er im Blick, denn er weiß, dass wir eben daran mitunter am meisten tragen. Seine Freiheit „über den Wolken“ ist die Freiheit, für die Menschen auf der Erde da zu sein. Das ist die tröstende Botschaft dieses Tages. Wir können lernen, durch alle Rückschläge hindurch, die Botschaft von Ostern weiter zu tragen.
Impulse
- Wie und wann haben Sie selbst solche Momente der Freiheit verspürt?
- Es gibt Phasen und Momente, in denen wir uns verlassen fühlen – nicht nur beim Tod eines geliebten Menschen. Es ist nicht hilfreich, Trauer und Schmerz zu unterdrücken. Menschen, die dem Raum geben, berichten immer wieder von einer heilsamen Erfahrung von Nähe und Trost, die ihnen hilft, ihre Trauer zu überwinden.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Andrea Mantegna, um 1461 (Mantua) @ Wikimedia Commons
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