Spurensuche 27.10.2014
Der Spur folgen heißt sich dem Atem des Lebens öffnen
Spuren wollen wir hier legen. Ich frage mich seit geraumer Zeit, was geschieht, wenn wir den Spuren folgen, die unser Inneres uns geheimnisvoll legt. Und ob ich denn überhaupt bereit bin diesen Spuren zu folgen? Und: Wer sie wohl legt? Unser Ich, unser Über-Ich, unser Gewissen, unsere Erfahrungen, unsere Lebensgeschichte, unsere Sehnsüchte, unser Wollen und Nicht-mehr-Wollen? Ich vermute oder – wenn Sie wollen – ich glaube, dass hinter diesen Spuren Einer steckt, der uns längst dorthin vorausging, wohin ER uns behutsam und hin und wieder entschlossen führen will.
Ich nehme in mir den Wunsch wahr, nicht weiter „aus der Spur“ laufen und so „neben der Spur“ sein zu müssen, sondern jenen Spuren folgen zu dürfen, die ER mir mittels meiner inneren Entwicklung legt. So hatte ich es mir einmal vorgenommen: "Gott anhängen, der unter den inneren und äußeren Kräften verborgen ist, die unser Sein beseelen und in seiner Entwicklung tragen, heißt letzten Endes, sich dem Atem des Lebens öffnen und anzuvertrauen." (Pierre Teilhard de Chardin)
Die Spuren, die Sein Wort in mir hinterlässt, zu übersehen und neben der Spur unterwegs zu sein, die selbiges mir legt ("Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte"), ist für mich nicht mehr länger möglich. Bei Herder lese ich: "Wort Gottes aber ist alles, was dich belehrt. Auch Begebenheiten sprechen ins Herz; Gott spricht durch sie zu dir während deines ganzen Lebens. Nur muss von dir aber sein Wort gefasst und dir zu eigen gemacht werden; sonst spricht weder Lehre noch Begebenheit, weder Bibel noch Schrift für dich."
Aber was, wenn ich, wenn diesen Spuren folgte? Was wenn Sie jener Spur folgten, die Gott Ihnen legt? Das bedeutete möglicherweise eine Neuorientierung, einen Rollenbruch, einen Verlust, einen Ausstieg und Aufbruch. Das forderte Mut, Entschiedenheit, Risikobereitschaft. Ich bewundere Menschen, die diesen Spuren folgten. Abraham, der im Alter aus Ur in Chaldäa aufbrach in eine ungewisse Zukunft; Elija, der in die Wüste zog, ohne dass er wusste, dass ihn dort ein Engel stärken und zum Gottesberg Horeb führen würde; Petrus, der auf Jesu Wort hin das sichere und doch vom Sinken bedrohte Schiff verließ und auf das Wasser hinaus trat…
Was hindert mich, was hindert Sie den gottgelegten Spuren zu folgen? Hielte ich aus, was dieser oder jener sagte, an Häme über mich ausschüttete, mich beurteilte, wenn ich es tatsächlich wagte? Hielte ich den Urteilen der Sesshaften stand? Dem Urteil der Institution?
Noch einmal macht Herder Mut: "Wo eine Erkenntnis dich lehrt, belebt, stärkt, da wirst du erleuchtet und (dem frohen Ausdruck nach) aufs neue geboren. (…) Schaffe, dass du Licht bekommst und der von dir erkannten Wahrheit gemäß lebst. Die Systemmacher des Christentums erlauben sich oft die frechsten Verdammungen in der stolzesten Sprache; lies ihre Urteilssprüche mit Bedauern und hüte dich vor ihrem empörenden Stolz."
Es wünscht Ihnen den Mut Ihrer inneren Spur zu folgen
Dr. Thomas Krenski.
Einen gesegneten Tag wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Thomas Krenski, Heinz Lenhart und Elisabeth Prügger-Schnizer
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Rainer Sturm @ pixelio.de
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