Adventsspur 30.11.2016
CARPE DIEM
"Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot."
(1. Korintherbrief 15,32)
Für Paulus steht dieser Satz, den er dem Buch des Propheten Jesaja entnommen hat (Jes 22,13, dort eine Warnung an Jerusalem, das sich um das kommende Gericht Gottes nicht kümmert), im Zusammenhang mit der Auferstehung der Toten. Wer sie leugnet, versinkt in einer Selbstvergessenheit des Lebens, die für das Wirken Gottes blind macht. Das ist die tödliche Gefahr, vor der Jesus warnt: (Matthäus 24,37-42) Wenn Gott handeln wird, ist es für eine Reaktion des Menschen zu spät. Seine Aufforderung zur Wachsamkeit, die leicht in lähmende Furcht vor dem Unbekannten umschlagen könnte, ist freilich unsere adventliche Chance, die Welt, die Menschen, uns selbst mit offenen Augen zu betrachten, in einem Akt des Vertrauens, der im Glauben an Gottes heilende Zuwendung gründet.
Impulse
- Es muss uns beunruhigen, wie sehr die globalen Folgen unseres Lebensstils immer wieder bagatellisiert oder geleugnet werden. Kann ich im Kleinen schon etwas ändern? Ein ganz banales Beispiel: Wie verpacke ich meine Weihnachtsgeschenke?
- Ein aus der Not geborenes Gebet ist Psalm 130, besonders die Verse 5-6: Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, ich warte voll Vertrauen auf sein Wort. Meine Seele wartet auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen. Das Wort Gottes ist an Weihnachten Mensch geworden. Stehen Sie mit der Gewissheit auf, dass jeder neue Morgen (egal, was kommt) ein Ort für Gottes Liebe ist!
- "Nach mir die Sintflut" – nicht nur ein biblisch inspiriertes Sprichwort. Während es bei uns eher den Sinn hat: es ist mir doch egal, welche Folgen mein Handeln hat, meint es in den antiken Quellen einfach nur: Genieße dein Leben im Hier und Heute, verschiebe das Schöne nicht auf später, freue dich an der Liebe - wenn man will, auch eine Form des Wachsam-Seins. So dichtet der Grieche Straton von Sardeis (2. Jh.): Heute genieße mein sterblicher Leib noch die Wonnen des Weines; starb er, so reiße ihn die Sintflut Deukalions fort (Anthologia Graeca XI 19, übers. von Dietrich Ebener). Oder der berühmte Vers des Horaz: Nutze den Tag, und verlasse dich möglichst wenig auf den nächsten! (Ode 1,11). Gönnen Sie sich in all der vorweihnachtlichen Betriebsamkeit wache Momente einer selbstbestimmten Ruhe!
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen Ihr Adventsspurenlegerteam
Nikola Beth, Agnes Doerr-Roet, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter, Stefanie Sehr, Dr. Hans Steubing, Britta Tembe
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Karin Schmidt @ pixelio.de
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