Spurensuche 21.08.2017
Vertrauen
"Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat."
(Psalm 33 12)
Manchmal begegne ich ihnen bei meiner Arbeit als Seelsorger im Hospiz: Menschen, die ganz fest in ihrem Glauben verwurzelt sind und die scheinbar nichts darin erschüttern kann. Sie sind zur Ausnahme geworden, soviel ist klar. Aber es gibt sie. Wenn man diese Menschen dann fragt, aus welcher Kraftquelle sich ihr Glaube speist, dann sind es oft Vertrauenstexte der Bibel wie etwa der Psalm 23 oder die Bergpredigt, die dann genannt werden. Aber auch der Text des aktuellen Wochenspruches gehört zu den Bibeltexten, die dann zitiert werden. Im Vertrauen auf Gott sein Leben führen. Sich ganz darauf verlassen, dass er für einen sorgt – komme was da wolle. Wie bekommt man das hin? Vielleicht kann uns die nachfolgende Erzählung auf die richtige Spur führen.
In der Hauptstadt seines Landes, lebte ein guter und gerechter König. Oft verkleidete er sich und ging unerkannt durch die Straßen, um zu erfahren, wie es um sein Volk stand und wie die Menschen dachten. Eines Abends ging er vor die Tore der Stadt und sieht aus einer Hütte einen Lichtschein fallen. Als er durch das Fenster schaut, sieht er einen Mann allein an einem gedeckten Tisch sitzen, der gerade dabei ist, ein Dankgebet zu sprechen. Als er geendet hat, klopft der König an der Tür: "Darf ein Gast eintreten?" "Gerne", sagt der Mann, "komm, mein Mahl reicht für uns beide!" Während des Mahles sprechen die beiden über dieses und jenes. Der König - unerkannt - fragt: "Wovon lebst du? Was ist dein Gewerbe?" "Ich bin Flickschuster", antwortete der Mann. "Jeden Morgen gehe ich mit meinem Handwerkskasten durch die Stadt und die Leute bringen mir ihre Schuhe zum Flicken auf die Straße". Der König fragt: "Was ist, wenn du Morgen keine Arbeit bekommst?" "Morgen?", sagte der Flickschuster, "Morgen? Das wird schon werden - Gott sei gepriesen Tag um Tag!"
Als der Flickschuster am nächsten Tag in die Stadt geht, sieht er überall angeschlagen: Befehl des Königs: In dieser Woche ist auf den Straßen jede Flickschusterei verboten! Sonderbar, denkt der Schuster, was Könige doch für seltsame Einfälle haben! Nun, dann werde ich heute Wasser tragen; Wasser brauchen die Leute jeden Tag. Am Abend hatte er so viel verdient, dass es für beide zur Mahlzeit reichte. Der König, wieder zu Gast, sagt: "Ich hatte schon Sorge um dich, als ich die Anschläge des Königs las. Wie hast Du heute nur Geld verdienen können?" Der Schuster erzählt von seiner Idee, Wasser für jedermann zu holen. Der König: "Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit findest?" "Morgen? Das wird schon werden - Gott sei gepriesen Tag um Tag!"
Als der Schuster am anderen Tag in die Stadt geht, um wieder Wasser zu tragen, kommen ihm Herolde entgegen, die rufen: Befehl des Königs! Wassertragen darf nur, wer eine Erlaubnis des Königs hat! Sonderbar, denkt der Schuster, was Könige für seltsame Einfälle haben. Nun, dann werde ich Holz hacken und in die Häuser bringen. Er holte seine Axt, und am Abend hatte er so viel verdient, dass das Mahl für beide bereitet war. Und wieder fragte der König: "Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit findest?" "Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!"
Am anderen Morgen kam dem Flickschuster in der Stadt ein Trupp Soldaten entgegen. Der Hauptmann sagte: ""u hast eine Axt. Du musst heute im Palasthof des Königs Wache stehen. Hier hast du ein Schwert, lass deine Axt zu Hause!" Nun musste der Flickschuster den ganzen Tag Wache stehen und verdiente keinen Pfennig. Abends ging er zu seinem Krämer und sagte: "Heute habe ich nichts verdienen können. Aber ich habe heute Abend einen Gast. Ich gebe Dir das Schwert..." - er zog es aus der Scheide - "...als Pfand! Gib mir, was ich für das Mahl brauche." Als er nach Hause kam, ging er zuerst in seine Werkstatt und fertigte ein Holzschwert, das genau in die Scheide passte. Der König wunderte sich, dass auch an diesem Abend wieder das Mahl bereitet war. Der Schuster erzählte alles und zeigte dem König verschmitzt das Holzschwert. "Und was wird morgen sein, wenn der Hauptmann die Schwerter inspiziert?" "Morgen? Gott sei gepriesen Tag um Tag!"
Als der Schuster am anderen Morgen den Palasthof betritt, kommt ihm der Hauptmann entgegen, an der Hand einen gefesselten Gefangenen: "Das ist ein Dieb. Du sollst ihn hinrichten!" "Das kann ich nicht", rief der Schuster angstvoll. "Ich kann keinen Menschen töten!" "Doch, du musst es! Es ist Befehl des Königs!" Inzwischen hatte sich der Palasthof mit vielen Neugierigen gefüllt, die die Hinrichtung eines Diebes sehen wollten. Der Schuster schaute in die Augen des Gefangenen. Was sollte er tun? Da warf er sich auf die Knie und rief laut "Gott, du König des Himmels und der Erde: wenn dieser Mensch ein schlimmer Dieb ist und ich ihn hinrichten soll, dann mache, dass mein Schwert aus Stahl in der Sonne blitzt! Wenn aber dieser Mensch kein Mörder ist, dann mache, dass mein Schwert aus Holz ist!" Alle Menschen schauten atemlos zu ihm hin. Er zog das Schwert, hielt es hoch - und siehe: es war aus Holz. Gewaltiger Jubel brach aus. In diesem Augenblick kam der König von der Freitreppe seines Palastes, ging geradewegs auf den Flickschuster zu, gab sich zu erkennen, umarmte ihn und sagte: "Von heute an, sollst du mein Ratgeber sein!"
Impulse
- Gibt es einen Text, der für Sie ein Vertrauenstext ist oder zumindest sein könnte?
- Was braucht es für Sie, damit Sie Vertrauen wagen könn(t)en?
- Wo ein Mensch Vertrauen gibt (EG 630) ist ein wunderbarer Ohrwurm der vielleicht zu einem Soundtrack für gelebtes Vertrauen werden könnte; probieren Sie es doch einfach mal aus.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Hans Jürgen Steubing
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger
Nikola Beth, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: pixabay.com
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