Adventsspur 9.12.2018
Braucht man im Paradies eine Brille?
"Dann können die Blinden wieder sehen und die Tauben wieder hören. Dann springt der Gelähmte wie ein Hirsch und der Stumme jubelt vor Freude."
(Jesaja 35, 5-6a)
Zugegeben eine seltsame Frage im Advent: Glauben Sie, dass Sie im Paradies eine Brille brauchen?
Ich bin noch keine Brillenträgerin (das wird sich in den nächsten 10-15 Jahren aber bestimmt ändern) und habe spontan geantwortet: Nein, im Paradies ist doch alles wunderbar. Wozu da noch eine Brille?
Jetzt im Advent denke ich manchmal auch an den sogenannten zweiten Advent: Wenn Jesus, unser Messias, wieder zurückkommt auf die Erde und das Ende der Zeiten beginnt, wenn alles Ungerechte gerecht wird und alles Unheile heil. An Weihnachten feiern wir ja die erste Ankunft von Jesus Christus - wann wird dieser zweite Advent kommen? Ich hoffe, dass Gott sich dann so zeigt, wie wir es im Moment mit Kriegen, Krankheiten und Leid nicht alle gleichermaßen spüren: Als rettender und heilender Gott. Da bin ich manchmal recht ungeduldig und es fällt mir schwer, im Warten auf diesen Gott zu vertrauen.
Als ich vor kurzem bei einer Fortbildung Heilungsgeschichten aus der Bibel mit einer neuen Brille, der inklusiven Brille, gelesen habe, sind mir die Augen noch einmal neu aufgegangen: Wer sagt denn, dass ein blinder Mensch sich nur über seine Blindheit definiert und deshalb im Paradies nur „heil“ und „ganz“ wäre, wenn er wieder sehen könnte? Oder ein Mensch, der im Gehen eingeschränkt ist – muss er im Paradies wie ein junger Hirsch hüpfen? Klar, der Prophet Jesaja hat hier bildlich ausgedrückt, wie die Heilszeit aussehen könnte. Wir wissen es nicht und wünschen uns, dass das, was uns behindert und bedrückt, dann aufgelöst wird. Doch jetzt, mit dieser inklusiven Brille auf der Nase, denke ich auch: Von Menschen mit einer Behinderung kann ich mir gerade im Advent eine Scheibe abschneiden. So oft habe ich es gerade bei Menschen mit einer geistigen Behinderung erlebt, dass sie nicht der Hetze und dem Stress im Advent erliegen und sowas wie eine natürliche Gabe im Warten haben. Mit brennender Ungeduld Unheiles und Ungerechtes angucken (und auch versuchen zu ändern) – und gleichzeitig warten und vertrauen, dass Jesus („Gott rettet“) das alles löst – das ist für mich der Advent.
Impulse
- Wenn Sie die "inklusive Brille" aufsetzen: Wo sehen Sie in Ihrem Stress oder in Hektik auch andere, ergänzende Teile?
- In welchen Momenten in dieser Woche spüren Sie etwas vom hoffenden Warten auf Neues und Heiles in der Welt?
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Stefanie Sehr
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen Ihr Adventsspurenlegerteam
Nikola Beth, Agnes Doerr-Roet, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Ulrike Hofmann, Dr. Christoph Klock, Dr. Petra Knötzele, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Eva Reuter, Heiko Ruff-Kapraun, Stefanie Sehr, Dr. Hans Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Stefanie Sehr
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