Spurensuche 30.05.2022
Was uns blüht…
"Jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie. Sie wird prächtig blühen und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken."
(Jesaja 35,1-2a)
Der Wonnemonat Mai neigt sich dem Ende zu. Auch in diesem Jahr hat uns die Natur wieder mit ihrem frischen Grün und ihrer Blütenpracht beschenkt; uns mit ihren Düften und wärmenden Sonnenstrahlen hinausgelockt ins Freie.
Es ist freilich keine ungetrübte Wonne, der wir uns hingeben können. Die Weltlage ist angespannter denn je. Nicht nur in der Ukraine, auch an vielen anderen Orten, bis hin zu unserem direkten Umfeld, werden wir konfrontiert mit vielfältiger Not, mit Sorge und Leid. Mehr denn je wird deutlich, was grundsätzlich gilt: das Leben, unser Leben, spielt sich in einem Spannungsfeld ab. Wir pendeln immer irgendwo zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt.
Diese Spannung klingt auch in dem Gedicht „Flieder“ an, das der österreichische Schriftsteller Karl Kraus im Jahr 1919 geschrieben hat. Die Menschen waren noch gezeichnet von den Schrecken des ersten Weltkrieges. Und nun, plötzlich, das Staunen über ein Wunder der Natur: Der Flieder ist wieder da – und blüht, trotzig und ungebrochen. In diesem Sinne ist seine Blütenpracht auch ein Symbol für die Hoffnung: Der Krieg ist vorbei. Nun kann eine neue Zeit anbrechen, eine neue Ära, die die Augen der Menschen wieder öffnet für die Schönheiten des Lebens; eine Ära, die aber auch dazu verpflichtet, wachsam zu sein, dass nicht bald wieder eine neue Verfinsterung über die Welt hereinbricht.
Flieder
Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder.
Ich sah es nicht vor so viel Nacht
und lange hatt’ ich’s nicht gedacht.
Nun merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.
Wie fand ich das Geheimnis wieder?
Man hatte mich darum gebracht.
Was hat die Welt aus uns gemacht!
Ich dreh’ mich um, da blüht der Flieder.
Und danke Gott, er schuf mich wieder,
indem er wiederschuf die Pracht.
Sie anzuschauen aufgewacht,
so bleib’ ich stehn. Noch blüht der Flieder.
Karl Kraus (1874-1936)
Impulse
- Wie unser „Garten Zukunft“ aussehen wird, wissen wir noch nicht. Wir können aber unseren je eigenen Beitrag dazu leisten, dass er nicht - in vielerlei Hinsicht - zur Wüste wird. In diesem Sinne sagt ein afrikanisches Sprichwort: „Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen.“
- Vieles aber liegt nicht in unserer Hand. Dann ist unser Vertrauen gefragt. Die Dichterin Hilde Domin hat es so ausgedrückt: „Fürchte dich nicht - es blüht hinter uns her."
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Elisabeth Prügger-Schnizer
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: günther gumhold @ pixelio.de
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