Spurensuche 06.06.2022
Pfingsten – Mut zum Träumen und Handeln
"In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure Alten werden Träume haben."
(Joël 3,1-2 (= Apostelgeschichte 2,27))
In den letzten Wochen und Monaten, die geprägt sind von den traumatischen Bildern des Krieges, der Gewalt und Zerstörung, stoßen wir immer wieder auf Beispiele vom Mut einzelner Menschen, die ausharren, die anderen beistehen, die Verletzte versorgen und Tote bergen. Es zählt zu den großen Fähigkeiten und Begabungen des Menschen, völlig unabhängig von seiner Position, seinem Alter oder seiner physischen Gesundheit, plötzlich über sich und seine Befürchtungen hinauszuwachsen und in ein Geschehen einzugreifen, eine Entscheidung zu treffen, oft zum Nutzen anderer, das Richtige zu tun, das in dieser Situation getan werden muss. Dazu braucht es keine Kriege oder Katastrophen. Solche Situationen können durchaus ganz alltäglich und sogar eher unspektakulär sein. Niemand kann im Nachhinein erklären, woher ihm oder ihr plötzlich dieser Mut zugewachsen ist.
Vermutlich denkt auch niemand darüber nach, was ein solches Handeln mit Pfingsten zu tun hat. Die Apostelgeschichte des Lukas erzählt ein exemplarisches Beispiel. Die Apostel haben sich in Jerusalem aus Angst vor Verfolgung (immerhin waren sie Anhänger eines Mannes, der als Verbrecher hingerichtet wurde) in ein Haus zurückgezogen und Fenster und Türen verrammelt. Und dann geschieht das Unerwartete: Sie kommen heraus und reden. Sie reden prophetisch von einem Reich Gottes in Jesus Christus, sie beschreiben es in eindrucksvollen Bildern, die alle Zuhörenden in ihren Bann schlagen, in Worten, die alle verstehen. Sie sind voller Begeisterung. Und die Menschen hören ihnen zu und verstehen sie. Die Begeisterung der Apostel zeigt sich ihnen als Feuerzungen. Das Feuer greift auf sie über. Sie spüren das Brausen eines Sturmes in sich und wissen: Gott selbst ist da. Etwas Entscheidendes steht bevor. Ein neuer Mut, eine neue Zuversicht, etwas wagen zu dürfen, ergreift sie.
Nochmals: Wohl niemand von denen, die eine solche Erfahrung machen konnten, hat sie irgendwie mit Pfingsten in Verbindung gebracht. Aber in ihr geschieht pfingstliche Wirklichkeit. Damals wie heute. Im Wirken des Geistes werden Menschen gewissermaßen zu Heldinnen und Helden. In aller Regel völlig ohne mythische Verbrämung und Überhöhung. Der Geist Gottes, der tröstet, stärkt, heilt und versöhnt, bewirkt ein Heldentum des Alltags. Gott will, dass wir selbstbewusst (im Wortsinn) werden, uns etwas zutrauen, nach vorne schauen. Die Zeit für Visionen und Träume ist nie vorbei. Aus ihrer Kraft kann Neues entstehen. I have a dream ist der Titel der vielleicht berühmtesten Rede Martin Luther Kings, gehalten 1963. Sein Traum hat unserer Welt Spuren eingeprägt. Lassen wir unsere Träume und Visionen wahr werden. Dazu hat Jesus den Heiligen Geist, den Beistand, zugesagt.
Impulse
- Wann haben Sie diesen Mut gespürt? Was hat sich für Sie ergeben, geändert oder bewahrt? Gönnen Sie sich Momente der dankbaren Erinnerung und einen vertrauensvollen Blick in die Zukunft.
-
In einem der schönsten Choräle Bachs Jesu meine Freude (BWV 227, Verknüpfung), dessen Text der Politiker und Jurist Johann Franck 1653, noch aus der Erfahrung des Dreißigjährigen Kriegs geschrieben hat, heißt es in der 3. Strophe:
Trotz dem alten Drachen, Trotz dem Todesrachen, Trotz der Furcht dazu!
Tobe, Welt, und springe, ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh.Johann Crüger hat den Text 1653 vertont; Sie finden das Lied im Evangelischen Gesangbuch als Nr. 396: Verknüpfung
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Dr. Christoph Klock
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenleger.
Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Angela Gessner, Ulrike Hofmann,
Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Erika Ochs, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun und Dr. Hans Jürgen Steubing
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
(Kirche in der City von Darmstadt e.V.) Rheinstraße 31, 64283 Darmstadt
Bild: Pfingsten. Ingeborg-Psalter (ca. 1200), Musée Condé Chantilly @ Wikimedia Commons
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