Spurensuche 14.10.2024
Gli, Herr Nilson und Hugo, der Vogel
- unsere Haustiere, eine narrative Ressource -
Lieber Leserinnen und Leser,
Schon vor gut vier Jahre her und doch bewegt sie immer noch die Herzen: Gli, die Katze der Hagia Sophia in Istanbul. Im Alter von 16 Jahren, oder in Menschenjahre gerechnet, ist sie im Alter von fast 80 Jahren verstorben. Wir Menschen scheinen eine besondere Beziehung zu Tieren entwickelt zu haben. Sie wurden Haustiere. Gli ist sogar im Inventarbuch des Gotteshauses geführt. Sie gehören dazu: der Kater Findus, der Vogel Hugo, der Hund Coco und alle anderen treuen Gefährten der Menschen, auch die verstorbenen Tiere mit ihren Erinnerungsstellen in unseren Wohnungen: Bilder, Pfotenabdrücke oder Urnen.
Ich fand es spannend darüber zu lesen und seit ein paar Monaten genauer hinzuhören und hinzusehen.
Unsere Haustiere erfüllen mehr als eine Funktion wie Wachen, Schmusen, Begleiten, Aufgabe und Struktur Schenken. Sie sind sogar Teil unserer Unterhaltungen. Dann wenn wir -absichtslos ohne klares Thema- im Austausch sind, über den Bürgermeister, die sozialen Verhältnisse, die Müllabfuhr oder auch den Segen und Fluch in der eigenen Behausung, dann kann das Gespräch auch mal ins Stocken kommen. Genau dann ergibt sich ein neues Thema (Jörg R. Bergmann): unser Kater Findus, der Hund Coco, die Fressgewohnheiten und ihre seelischen Befindlichkeiten der kleinen Mitbewohner. Schon die Namen erzählen ganze Lebensepisoden. Können wir Pippi Langstrumpf wirklich spannend finden ohne Herrn Nilson und das weiße Pferd mit schwarzen Punkten namens "kleiner Onkel“?
Die lieben Haustiere, sie haben ihren Nutzen im Austausch zwischen uns Menschen. Wenn die Unterhaltung stockt, dann erlauben sie uns, einen Lockruf oder eine Geschichte aus ihrem und unserem Leben zu erzählen. Ihre Jagderfolge, ihre Liebe zu uns, ihre Kunststücke, ihre Fehler oder ihre wachen Augen werden zum Thema. Und jede und jeder kann etwas aus der eigenen Biografie hinzufügen.
Eine kleine Geschichte: Der Hund einer befreundeten Familie verstarb. Seine letzte Ruhestätte sollte in der Heide sein. Die „Überführung“ war im Kreis der Familie geplant. Eltern und Kinder hatten sich auf dieses letzte Geleit vorbereitet. Im Kofferraum des Cabrios war er gebettet für den Weg von Hamburg nach Fallingbostel. Dann plötzlich, mitten im Elbtunnel platzte einer der Reifen. Die Polizei kam schnell zur Hilfe. Nur, wie soll jetzt unter dem Blick der Wachmänner der Kofferraum geöffnet werden. Das Ersatzrad lag unter ihm, dem Liebsten auf seiner letzten Reise. Die Familie war unruhig. Der Fahrzeugführer suchte zaghaft das Gespräch mit den Polizisten. „Meine Herren, ich bin Zahnarzt … Wir haben ein Problem… mit…nein ...im Kofferraum…
Ehrlich, diese Geschichte finde ich herzallerliebst, besonders im O-Ton meiner Freunde. Der Hund Carlo war groß und schwarz und von allen ins Herz geschlossen, am Ende wohl auch von den Polizisten.
Mit und über unsere Tiere ist unsere Wortwahl direkt und unmittelbar: Ehrlich, klar, liebevoll, ohne Vorsichtsmaßnahmen, kraftvoll. Das tut uns gut. Dafür lieben wir sie. Im Gespräch unter uns sind wir sachlich, oder lieber etwas auf Distanz, oder sprechen auch schon mal "durch die Blume". Durch unsere Tiere mit ihrem direkten Verhalten und unmittelbaren Kontakt zu uns Menschen haben wir schnell ein Thema für eine kleine Unterhaltung: am Rand der Straße, am Kaffeetisch oder im Wald. Lebensgeschichten wollen doch erzählt werden, die traurigen, die sorgenvollen und die lustigen.
Ich hatte in den letzten Wochen meine Freude mit diesem Thema. Der Sinn der Schöpfung Gottes gewann für mich einen sehr lebendigen Aspekt. Als Geschöpfe sind wir im Austausch verflochten: mit den Tieren, sogar mit den Blumen, die zu uns sprechen.
Warum Gli in der Hagia Sophia all ihre Lebenstage verbrachte, wissen wir nicht genau. Wir durften sie alle streicheln, auch Barack Obama, Menschen aus der ganzen Welt. Wir durften sie ins Herz schließen und dafür schenkte sie uns eine Pose fürs Foto. Es könnte die Unterschrift tragen: "Vergiss niemals, ich meine dich, ohne Vorbehalt.
Diese Spur wurde Ihnen gelegt von Heiko Ruff-Kapraun
Eine gesegnete Woche wünschen Ihnen Ihre Spurenlegerinnen und Spurenleger.
Dagmar Böhmer, Maren Dettmers, Hans-Jörg Fritz-Knötzele, Gabriela Hund, Dr. Christoph Klock, Heinz Lenhart, Elisabeth Prügger-Schnizer, Heiko Ruff-Kapraun, Tobias Sattler, Dr. Hans Jürgen Steubing und Britta Tembe
Kirche & Co. – ein Laden der Kirchen für die Menschen in der Stadt
An der Stadtkirche 1, 64283 Darmstadt
Bild: Heiko Ruff-Kapraun
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